Burger Journal 11 - April 2024

< Kirchberg < Lyssach Burgdorf Oberburg 15 16 16 17 1 1 13 13 14 18 19 12 11 11 10 6 4 2 2 2 5 3 2 8 7 2 20 1 B C D 1 9 6 * * * * * * * * * gen, Mühlsteinen, Stampfen und Walken nutzten. «Wie genau die erste Wasserkraft-Nutzung zustande kam, ist heute schwer zu sagen», erläutert Beat Maurer, der sich intensiv mit den Burgdorfer Fliessgewässern beschäftigt und Führungen zu diesem Thema macht. «Klar ist aber, dass der heutige Mülibach für die städtische Entwicklung schon in den Anfängen vor über 800 Jahren von grosser Bedeutung war.» Der heute «Wöschhüslibach» genannte Abschnitt, der unterhalb der Rütschelengasse in den Mülibach fliesst, belieferte einst ein mittelalterliches Waschhaus mit dem nötigen Wasser. EIN STOLLEN DURCH DEN SCHLOSSFELSEN Das Burgdorfer Kanalsystem wurde über die Jahrhunderte weiter ausgebaut. Die Verfügbarkeit und mechanische Nutzbarkeit der Wasserkraft war jedoch immer von der stark schwankenden Wasserführung der das System speisenden Bäche abhängig. Wenn Biembach, Luterbach und Chrouchtalbach nach starken Gewittern Hochwasser oder in trockenen Sommern wenig Wasser führten, standen die Wasserräder in der Burgdorfer Gewerbesiedlung still. Für ihren Betrieb war ein möglichst gleichmässiger und regelmässiger Zufluss wichtig. Offensichtlich führte der zentrale Mülibach, der eben von den Oberburger Bächen gespiesen wurde, öfters zu wenig oder zu unregelmässig Wasser in die Gewerbesiedlung. Um eine Verbesserung zu erreichen und wohl auch um das hölzerne Bachbett um den Schlossfelsen herum zu ersetzen, brachen die Burgdorfer 1723 einen über 60 Meter langen Stollen durch das Gestein. Mit dieser «Abkürzung» erreichte man ein grösseres Gefälle und damit mehr Wasserdruck bei den mittlerweile zahlreicher gewordenen Gewerbebetrieben. Nun war ein solcher Stollen zu Beginn des 18. Jahrhunderts nicht gerade ein alltägliches Bauprojekt und bestimmt mit hohen Investitionen verbunden. Seine Realisierung macht umso deutlicher, wie wichtig den Burgdorfer Stadtherren der Ausbau einer zukunftsgerichteten städtischen Infrastruktur war. Hier wurde ganz offensichtlich in Visionen gedacht. WEITERHIN SCHWIERIGE WASSERREGULIERUNG Erst die allmähliche Zähmung und in den 1870er Jahren umfassende Korrektion der Emme eröffnete neue Lösungen für die komplexe Regulierung der Wassermengen im Kanalsystem. So entschieden die Burgdorfer bereits in den 1830er Jahren, einen stabilen Emmeabfluss zur Speisung der Kanäle zu bauen. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des Gewerbekanals. Die gute Infrastruktur und die Anbindung an die Bahn machte Burgdorf auch für auswärtige Unternehmen attraktiv. Zahlreiche frühindustrielle Fabrikationsbetriebe, vor allem auch aus der boomenden Textilbranche, waren von einer zuverlässigen Wasserkraft abhängig. Deshalb Karte der Fliessgewässer in Burgdorf aus der gleich- namigen Publikation von Beat Maurer. (Ausschnitt) 1 Emme 9 Seitenkanal 17 Dorfbach 2 Mülibach 10 Wöschhüslibach 18 Füllbach 3 Lyssachteilbach 11 Oberburgbach 19 Lochbachweiher 4 Allmändbach 12 Brunnbach 20 Grundbach 5 Lyssachbach 13 Gewerbekanal 6 Kleine Emme 14 Heimiswilbach 7 Farbbach 15 Chrouchtalbach 8 Polieribach 16 Luterbach unterirdisch Kraftwerke *

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