Burger Journal 13 - April 2025

BURGER JOURNAL13 April 2025 Aus dem Inhalt ----- ENTWICKLUNGEN IN DER STADTBIBLIOTHEK Die Stadtbibliothek entwickelt ihr Angebot und Wirken stetig weiter. 2027 soll ein Umbau mehr Platz, Flexibilität und Aufenthaltsqualität schaffen. GASTGEBER MIT HERZ UND LEIDENSCHAFT Wie Daniel Krohn und Alexandra von Arx mit Engagement und Know-how den Landgasthof Sommerhaus wieder auf Kurs bringen. 25 JAHRE NACH ORKAN LOTHAR Der verheerende Sturm richtete auch im Burgerwald gewaltige Schäden an. Eine Erinnerung und eine Einschätzung der Konsequenzen.

Liebe Leserin, lieber Leser Christoph Bürgi, Burgerratspräsident Bereits im vergangenen Sommer stimmte die Burgerversammlung den Umbauten in der Stadtbibliothek mit überwältigender Mehrheit zu. Die Anforderungen an eine fortschrittliche und aktive Bibliothek wie die unsere haben sich in den letzten Jahren augenfällig gewandelt. Sie entfaltete, nebst der klassischen Ausleihe von Büchern und Medien, eine bedeutende Rolle im Burgdorfer Kulturleben. Auf den folgenden Seiten dieses Burger Journals erfahren Sie, welche Verbesserungen und Entwicklungsmöglichkeiten der geplante Umbau eröffnet und warum unsere Bibliothek ein Erfolgsmodell mit überregionaler Ausstrahlung ist. Auch das Sommerhaus hat das Potenzial zu einer überregionalen Bedeutung. Nach den hinlänglich bekannten Turbulenzen im vergangenen Herbst haben nun Daniel Krohn und Alexandra von Arx das Heft resolut und mit grossem Tatendrang in die Hand genommen, um den Betrieb wieder auf Kurs zu bringen. Dies natürlich mit der Unterstützung und unter Mitwirkung der Burgergemeinde. Ein Besuch in unserem Betrieb lohnt sich allemal. Vor 25 Jahren richtete der Sturm «Lothar» auch in unseren Wäldern grosse Schäden an und hinterliess Unmengen an nur schwer verwertbarem Sturmholz. Auch wenn sich der Wald weitgehend erholt hat, sind einige Spuren der Verwüstung noch heute sichtbar. In unserem Beitrag geht es unter anderem darum, was uns von «Lothar» in Erinnerung bleibt und wie dieses Ereignis den Blick auf den Wald verändert. Nun wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre und einen wunderbaren Frühling.

Von Philosophieren bis BookTok BÜCHEREI UND MARKTPLATZ Angesichts der Digitalisierung unseres Alltags wurde dem gedruckten Buch allenthalben ein unausweichlicher Untergang prophezeit. Doch weit gefehlt! Geschichten, Wissen und Unterhaltung zwischen zwei Buchdeckeln erfreuen sich nach wie vor grosser und in manchen Bereichen sogar wachsender Beliebtheit. Viele Menschen schätzen das «physische Erlebnis» eines Buches – das Umblättern der Seiten, den Geruch von Papier und das Gewicht in der Hand. Zudem ist das Lesen auf Papier für die Augen erwiesenermassen angenehmer als auf einem Bildschirm. Und auch im Bildungsbereich hat man mittlerweile erkannt, dass wir Informationen besser erfassen und lernen können, wenn sie von Papier gelesen werden. Aus welchen Gründen auch immer: Die Anzahl der Ausleihen und Abonnements ist konstant oder sogar leicht wachsend. Zudem ist feststellbar, dass die physische Präsenz der Bücher, die das «Schmökern» und Stöbern erlaubt, von vielen Menschen sehr geschätzt wird. Leserinnen und Leser verbringen gerne mehr als nur ein paar Minuten in der Bibliothek. Für sie ist sie ein inspirierender Ort des Verweilens. NEUE TRENDS FÜR JUGENDLICHE Laut zahlreichen Studien lesen junge Menschen im Schnitt weniger. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurde vieles versucht und experimentiert, meist jedoch erfolglos. Doch in letzter Zeit festigt sich ein neuer Trend, der das Leseverhalten junger Menschen offensichtlich verändert. Befeuert durch Social Media feiert das gedruckte Buch bei Teenagern und jungen DAS ANGEBOT DER STADTBIBLIOTHEK BURGDORF IST ÄUSSERST VIELFÄLTIG UND UMFASSEND. DIES SCHEINT AUCH DAS ERFOLGSMODELL EINER MODERNEN BIBLIOTHEK ZU SEIN, DIE MIT DER ZEIT GEHT UND DENNOCH IHRE WURZELN NICHT VERGISST. IN GUT ZWEI JAHREN SOLL SIE EINEN WEITEREN BEDEUTENDEN ENTWICKLUNGSSCHRITT VOLLZIEHEN.

Erwachsenen ein weltweites Comeback. Und dies mit einer ungeahnten Durchschlagskraft. Die Erfolgsformel dazu lautet: BookTok und möglichst auffällig attraktive Cover. «Wir führen, nahe beim Eingang und augenfällig platziert, ein Regal mit den BookTok Bestsellern», erklärt Andrea Grichting, die seit gut sechs Jahren die Stadtbibliothek Burgdorf leitet. Das heisst konkret: Hier finden Jugendliche auf den ersten Blick jene Buchtitel, welche unter dem Hashtag «BookTok» auf TikTok vorgestellt wurden und am beliebtesten sind. Ganz offensichtlich zeigt dies breite Wirkung. Die oftmals sehr aufwendig und auffällig gestalteten Bücher mit bedrucktem Buchschnitt sind heiss begehrt und wecken die verschüttet geglaubte Leselust vieler junger Menschen. ORT DER BEGEGNUNG, BÜHNE UND WOHNZIMMER Die Gesamtzahl der Besucherinnen und Besucher der Stadtbibliothek wächst kontinuierlich stark an. «Wir verzeichnen einen jährlichen Zuwachs von rund 10‘000 Eintritten, das heisst von Menschen, welche die Stadtbibliothek aufsuchen», erklärt Andrea Grichting. Sie alle kommen auf die eine oder andere Weise mit Büchern, dem Lesen oder Anlässen rundherum in Berührung. Das Erfolgsmodell guter Bibliotheken hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Vom stillen Ort der möglichst prall gefüllten Bücherregale hin zum quirligen Schauplatz der Kultur, des Dialogs, der Bildung und des gemeinsamen Lesens. Und genau das belegen eben jene steigenden Besucherzahlen. Die Bibliothek bietet zwar – wie schon immer in ihrer bald dreihundertjährigen Geschichte – einen beeindruckenden Bücherbestand zur Ausleihe an, aber eben noch viel mehr: So finden beispielsweise regelmässige Leseveranstaltungen für die Kleinsten und ihre Eltern statt. Oder organisierte Treffen, zwischen Kindern und Erwachsenen mit dem Ziel, den Spass am Lesen spielerisch zu fördern. Zahlreiche Veranstaltungsreihen mit Vorträgen, fulminanter Sprachkunst bis hin zum Sprach-Café «Caffè italiano» ergänzen und bereichern die Stadtbibliothek als lebendigen Ort der Kultur. Eine der jüngsten Veranstaltungsreihen nennt sich «Philosophische Salons». Hier diskutieren interessierte Erwachsene in offener Runde und unter der Moderation des Philosophen Peter Wyss «grosse Fragen des Lebens» und erörtern wichtige philosophische Begriffe wie Tugend, Verzicht, Mut und Glück. Doch es sind nicht nur die organisierten Veranstaltungen und Treffen, die viel Leben in die Räume der Bibliothek bringen. Täglich buntes Treiben entsteht auch durch die vielen Menschen, die hier arbeiten, Hausaufgaben machen, Tages- und Fachzeitschriften lesen oder sich einfach zum Verweilen in der Cafeteria treffen. «Unsere Plätze, Sofas und Arbeitstische sind oft komplett belegt», sagt Andrea Grichting. Man habe zwar die Sitz- und Arbeitsplätze in der jüngeren Vergangenheit weiter aufgestockt, dennoch seien geeignete Plätze immer wieder knapp. So etwa für Schülerinnen und Schüler, die es sich auf den Sofas bequem machen, um gemeinsam ihre Hausaufgaben zu erledigen. Oder für die Studentinnen und Studenten, die sich wie im eigenen Wohnzimmer die Schuhe ausziehen, sich an den Arbeitstischen für einige Stunden einrichten und ab und zu in der Cafeteria einen Kaffee holen. «Für Veranstaltungen und eben auch für solche Heiss begehrt: Die BookTok Bestseller Ein Stück Wohnzimmer: Die gemütlichen Lesesofas

Besuche sind unsere Platzverhältnisse und die Einrichtung nicht ideal. Wir haben definitiv Bedarf nach einem Umbau», erklärt Andrea Grichting. Manche Veranstaltungen seien so gut besucht, dass die Kapazitätsgrenze erreicht werde und weitere spontane Gäste deshalb vor der Tür leider abgewiesen werden müssten. Immerhin ist es bereits rund 30 Jahre her, seit die Stadtbibliothek das letzte Mal umfassend renoviert und erweitert wurde. Schon damals gab es erste Ansätze, die Bibliothek verstärkt als Begegnungsort zu gestalten und entsprechend einzurichten. Dieses Bedürfnis ist in der Zwischenzeit weiter gewachsen und steht nun auch im Zentrum des für 2027 geplanten Umbaus. UMBAU 2027: MEHR PLATZ, MEHR AMBIANCE, MEHR FLEXIBILITÄT «Am Anfang ging‘s ums Licht», erinnert sich Andrea Grichting. Weil erste Lampen das Ende ihrer Lebenszeit erreicht hatten und ein Ersatz der ausgefallenen Leuchten verhältnismässig kostspielig erschien, machte man sich grundsätzliche Gedanken über das Beleuchtungskonzept in der Stadtbibliothek. Und im Zuge dieser Diskussion kamen weitere Themen wie Belüftung, neue Fenster, Sonnenschutz oder Schallisolation und schliesslich das grundlegende Raumkonzept zur Sprache. Die gegenwärtige und zukünftige Ausrichtung der Stadtbibliothek bildet denn auch die Grundlage für die geplanten Umbaumassnahmen. Dabei ist von vornherein klar, dass die Bibliothek sich innerhalb des bestehenden Gebäudes natürlich nicht einfach vergrössern lässt. Vielmehr soll die Nutzung der bestehenden Platzverhältnisse neu strukturiert werden. Und es soll grundsätzlich eine wohnlichere Ambiance hergestellt werden, die die Aufenthaltsqualität verbessert und die Lust am Verweilen steigert. Um überhaupt mehr Platz und Fläche zu gewinnen, wird der mächtige, im Zentrum stehende Treppenaufgang entfernt. Dies schafft im Erdgeschoss viel Freiraum für publikumsstarke Veranstaltungen. Unter Einbezug der Cafeteria sollen somit bei Vorträgen und Vorstellungen rund 100 Personen Platz finden. Statt der heutigen Podesttreppe wird der Zugang zu den Stockwerken über das bestehende Haustreppenhaus erfolgen. Auch die Cafeteria selbst wird eine Auffrischung erfahren. Ein neuer Fussboden und darauf abgestimmtes Mobiliar werden für mehr Behaglichkeit und wohnliche Atmosphäre sorgen. Um diesen Bereich auch bei direkter Sonneneinstrahlung besser nutzen zu können, wird ein Sonnenschutz installiert. Eine kleine Küche soll es zudem ermöglichen, den Besucherinnen und Besuchern vielleicht mehr als nur einen Kaffee anbieten zu können. BÜCHER KOMMEN AN DIE WAND Die heutige Einrichtung ist dadurch geprägt, dass die Bücherregale grösstenteils im Raum stehen und die Wände weitgehend ungenutzt bleiben. Dies soll sich mit dem Umbau nun auch ändern. «Wir wollen die Wände besser nutzen, um in der Mitte Platz zu schaffen. Die neuen Regale werden zudem auf Rollen stehen, sodass wir die Raumnutzung nach Bedarf flexibel anpassen können», erläutert Andrea Grichting. Die Innentreppe wird aufgehoben. Der Zugang wird neu über das Haustreppenhaus erfolgen. Mit dem Umbau wird das Angebot an Arbeitsplätzen weiter ausgebaut.

Die Cafeteria ist ein beliebter Ort für regelmässige Besucherinnen und Besucher. Sie soll im Rahmen des Umbaus einladender, wohnlicher und multifunktionaler gestaltet werden. Im Weiteren will die Stadtbibliothek der steigenden Nachfrage nach Arbeitstischen und auch Lesesofas gerecht werden. Den zahlreichen regelmässigen Besucherinnen und Besuchern, die oftmals viel Zeit in der Bibliothek verbringen, sollen ausreichend Möglichkeiten geboten werden – zum Arbeiten, Plaudern, Lesen oder einfach zum kurzen Entspannen. Um diesen zusätzlichen Raum zu gewinnen, werden die Büros der Stadtbibliothek in die bisherige Atelierwohnung im zweiten Obergeschoss verlegt. Es gibt noch viele weitere Massnahmen, die zukünftige Entwicklungen einer modernen Bibliothek berücksichtigen. So wird zum Beispiel eine neue Schliessanlage integriert, die bestimmte «Open Library» Optionen eröffnen wird. Kombiniert mit einer intelligenten Zutrittskontrolle könnten physische Ausleihen dereinst auch ausserhalb der regulären Öffnungszeiten - quasi im Self-Service-Verfahren - möglich sein. MINIMALES ANGEBOT WÄHREND DER UMBAUZEIT Die «Open Library» ist noch Zukunftsmusik. Ganz konkret und sicher ist jedoch, dass der sorgfältig geplante Umbau im ersten Halbjahr 2027 realisiert wird. Ebenso sicher ist, dass auch während der voraussichtlich viermonatigen Umbauzeit ein minimales Angebot aufrechterhalten bleibt und die Ausleihe von Medien jederzeit gewährleistet ist. KENNEN SIE DAS LESETANDEM? Seit dem Sommer 2024 bietet die Stadtbibliothek das Lesetandem an. Dabei lesen Kinder zusammen mit erwachsenen Personen, verbessern dabei spielerisch ihre Lesekompetenzen und entwickeln im besten Fall Spass am Lesen. Nebenbei profitieren sie von der Lebenserfahrung der erwachsenen Person, die als Lesementorin oder Lesementor wirkt und ihrerseits Freude am Austausch mit der jungen Generation hat. HABEN SIE INTERESSE AM LESEMENTORING? Die nächsten Lesetandems stehen in den Startlöchern. In diesem Zusammenhang sucht die Stadtbibliothek erwachsene Freiwillige, die sich in einem eintägigen Workshop für dieses bereichernde Engagement ausbilden lassen möchten und bereit sind, Teil eines Lesetandems zu werden. Das Lesementoring findet in der Regel wöchentlich für 45 Minuten statt. Die detaillierte Planung der Treffen, die ausschliesslich in den Räumen der Stadtbibliothek stattfinden, erfolgt individuell. Falls Sie diese sinnstiftende Beschäftigung mit Sprache, mit Lesen und vor allem mit Kindern interessiert, geben wir Ihnen gerne weitere Auskünfte. info@stadtbibliothek-burgdorf.ch

Der Sturm, der den Burgerwald veränderte 25 JAHRE NACH ORKAN LOTHAR Am Morgen des 26. Dezember 1999 lagen viele Menschen in der Schweiz noch im weihnachtlichen Festtagsmodus, als sich am Himmel etwas zusammenbraute, das die Forstwirtschaft im ganzen Land – und somit auch den Burgerwald rund um Burgdorf – erschüttern sollte. Der Orkan Lothar fegte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 272 km/h über Mitteleuropa und hinterliess in der Schweiz eine Schneise der Verwüstung. Im Emmental traf er auf eine Landschaft voller Nutz- und Schutzwälder, altehrwürdige Baumbestände – und auf Menschen, die sich mit Leib und Seele dem Wald verschrieben hatten. Einer von ihnen: Franz Peyer, damals Forst- und Domänenverwalter der Burgergemeinde Burgdorf. Am Tag des Sturms wollte Franz Peyer mit seiner Frau deren Eltern im Luzerner Hinterland besuchen. Doch bereits auf der Hinfahrt war in Häusernmoos Schluss. Umgestürzte Bäume blockierten die Strassen, an ein Weiterkommen war nicht zu denken. «Wir mussten umkehren und sind auf abenteuerlichen Wegen nach Hause gefahren.» Am Folgetag dann der Schock: Gemeinsam mit Revierförster Hans Buchser machte er sich ein Bild von der Lage in Burgdorfs Wäldern. Der Sturm hatte rund 32‘000 Kubikmeter Holz niedergemäht, was einer vier- bis fünffachen Jahresnutzung entspricht. «Das war schon ein schlimmer Anblick.» WUNDE IM WALD UND IM HERZEN Als ehemaliger Oberförster im St. Galler Rheintal hatte er zwar bereits zwei schwere Stürme erlebt. Und doch ging Franz Peyer dieses Ereignis besonders nahe. ALS DER ORKAN LOTHAR AM STEPHANSTAG DES JAHRES 1999 MIT VOLLER WUCHT ÜBER DAS EMMENTAL HINWEGZOG, VERWÜSTETE ER AUCH WEITE TEILE DES BURGERWALDES. DER DAMALIGE FORSTVERWALTER FRANZ PEYER ERINNERT SICH AN UMGESTÜRZTE BÄUME, ERSCHÜTTERNDE BILDER – UND AN EINE NATURGEWALT, DER NIEMAND GEWACHSEN WAR.

«Wenn es stark windet, dann hat der Förster generell keine Freude. Und wer mit Herz und Seele für den Wald lebt, den zieht ein Sturmereignis wie der Orkan Lothar schon runter.» Die Natur sei eben mächtiger als jeder Forstmann. «Es ist ein traumatisches Erlebnis, das nicht spurlos an einem vorbeizieht.» Denn der Burgerwald zeigte ein Bild der Zerstörung: Umgeworfene Stämme, entwurzelte Tannen, zerborstene Kronen, ein verwüsteter Waldboden. Bäume aller Arten und Altersklassen waren betroffen. Mit dem geworfenen Holz hätte man rund 650 Einfamilienhäuser bauen und während zwei Jahren beheizen können. Insgesamt richtete Lothar in der Schweiz Schäden in Höhe von 1,35 Milliarden Franken an. Der Kanton Bern war besonders betroffen, mit mehr als 400 Millionen Franken an Sach- und Forstschäden. Allein im Emmental wurden unzählige Hektaren Wald in wenigen Stunden zerstört. Rund 12,7 Millionen Kubikmeter Sturmholz fielen schweizweit an. Vieles davon war in Sägereien kaum verwertbar. Auch der Burgerwald musste in den Folgemonaten grossflächig geräumt werden, um einer Borkenkäferplage und einem für Fichten besonders gefürchteten Befall durch den «Buchdrucker» vorzubeugen. Auf diese Weise wollte man nachträgliche Schäden am Waldbestand eindämmen. Zudem können Stämme, Äste und Wurzelstöcke Bachläufe verstopfen und so bei Hochwasser Schaden anrichten. Steile Flächen mit geworfenen Bäumen können bei starken Niederschlägen erodieren. CHANCEN NACH DEM STURM Ein Vierteljahrhundert später ist Lothar in den Burgdorfer Wäldern noch immer sichtbar und ein Gesprächsthema – auch für Simon Rieben, dem heutigen Revierförster und Leiter des Forstbetriebs der Burgergemeinde Burgdorf. «Die Auswirkungen des Sturms sind bis heute spürbar», sagt er. Lieber hätte man selektiv geerntet und mit kleinem Aufwand gezielt verjüngt. «Aber so ein Sturm bietet auch Chancen», so Simon Rieben. Ein Rundgang vor Ort offenbart heute, dass die offenen Waldflächen Raum für neues Leben gaben: Lichtlücken entstanden, Jungpflanzen erhielten Platz und andere Baumarten eine Chance, sich auf den freiliegenden Feldern zu etablieren. Nach dem anspruchsvollen und auch mit Gefahren verbundenen Räumen des Sturmholzes haben die Forstwarte Tausende von Arbeitsstunden damit verbracht, Jungpflanzen gegen die wuchernden Brombeeren freizumähen. Wie in vielen Regionen, wurde auch in den Wäldern der Burgergemeinde eine Art Paradigmenwechsel eingeläutet: Man liess vermehrt Baumstämme stehen, statt alles aufzuräumen. Das hatte ökologische Folgen: Beispielsweise nahm die Spechtpopulation in den Jahren nach Lothar schweizweit zu – totes Holz wurde zu wertvollem Lebensraum. Diese Entwicklung ist im Burgerwald ebenfalls spürbar. EINE ERINNERUNG, DIE BLEIBT Wenn starker Wind über die Emmentaler Hügel streicht, erinnert sich manch einer noch heute an jenen Wintermorgen, an dem der Wald fiel. Denn Lothar war für viele Burgdorferinnen und Burgdorfer mehr als nur ein Sturmtief. Es war ein Tag, an dem die Natur ihre ganze Kraft offenbarte – und an dem die Menschen spürten, wie zerbrechlich selbst scheinbar fest Verwurzeltes ist. Auch der heute 84-jährige Franz Peyer bleibt dieser Tag nach Weihnachten im Gedächtnis: «Der Wald hat sich heute weitgehend erholt. Aber wer das miterlebt hat, vergisst es nicht mehr.» Franz Peyer auf dem Schneitenberg. Wo er heute durch aufstrebenden Jungwald schreitet… …sah er vor einem Vierteljahrhundert nur gebrochene Stämme, entwurzelte Bäume und Zerstörung.

Gastgeber mit Herz und Leidenschaft FRISCHER WIND IM SOMMERHAUS Wer dieser Tage das Sommerhaus in Burgdorf betritt, spürt sofort: Hier weht ein frischer Wind. Die Atmosphäre ist entspannt, offen, gastlich und familiär. Und das ist kein Zufall. Seit Ende November 2024 betreibt nach turbulenten Monaten die Burgergemeinde Burgdorf den traditionsreichen Landgasthof selbst. Mit einem klaren Ziel: bewahren, erneuern und vor allem den Menschen dienen. Nicht exklusiv den Burgern, sondern der ganzen Bevölkerung. Im Zentrum dieses Neustarts stehen zwei Persönlichkeiten, die das Sommerhaus mit Leben füllen: Daniel Krohn, Küchenchef und Gastgeber mit norddeutschem Akzent und Schweizer Erfahrung, und Alexandra von Arx, Hotelfachfrau mit feinem Gespür für Stil und Stimmung. Gemeinsam prägen sie das Gesicht des Hauses. MIT SEELE UND RÜCKENWIND Nach dem Konkurs der Vorgängerin herrschte Unsicherheit. Umso mehr schätzt Daniel Krohn die heutige Situation: «Die Zusammenarbeit mit der Burgergemeinde ist hervorragend. Wir fühlen uns sicher.» Sicherheit – ein Wort, das im oft schwierigen Gastrobereich selten fällt. Doch genau das scheint das Erfolgsrezept zu sein: Mit einem starken Partner im Rücken kann die Sommerhaus-Belegschaft tun, was sie am besten kann – Gastgeber sein. Modern, menschlich, mit unternehmerischem Denken. Das merkt man nicht nur an der Speisekarte, die fortlaufend angepasst wird, sondern auch an der Haltung. «Wir planen langfristig und MIT DER BURGERGEMEINDE ALS BETREIBERIN UND ZWEI ENGAGIERTEN GASTGEBERN ERLEBT DER LANDGASTHOF SOMMERHAUS EINE BEHUTSAME ERNEUERUNG: DANIEL KROHN UND ALEXANDRA VON ARX VERBINDEN TRADITION MIT FRISCHEM GEIST – UND MACHEN DAS HAUS ZU EINEM LEBENDIGEN ORT FÜR BEGEGNUNG, GASTFREUNDSCHAFT UND NEUE GESCHICHTEN.

nachhaltig. Bei uns wird nichts einfach mal auf Biegen und Brechen durchgezogen», sagt Daniel Krohn. Es geht nicht ums schnelle Spektakel, sondern um Qualität und Vertrauen – im Team wie mit den Gästen. JUNG, MODERN, EINLADEND «Das Sommerhaus ist ein junger, moderner Betrieb geworden», so Daniel Krohn. Dabei ist der Begriff «jung» nicht auf das Alter beschränkt – es ist die Einstellung, die zählt. Offenheit, Kreativität und flache Hierarchien. «Wir arbeiten Hand in Hand, auf Augenhöhe. Bei uns wird nicht herumgemotzt», sagt Alexandra von Arx und spricht damit ein Klischee der Gastronomie an. «Wir sind eine Familie – die Sommerhaus-Familie.» Und diese Herzlichkeit ist nicht einfach ein PR-Spruch, sie ist spürbar. Das Basisteam besteht aus zehn Personen, ergänzt durch Aushilfen – besonders im Sommer, wenn es auf der Terrasse auch mal 300 Gäste an einem Tag sein können. Ein eindrückliches Potenzial, das das Haus mit seinen zahlreichen Räumen, dem lauschigen Garten und viel Charme problemlos stemmt. Ob Hochzeiten, Geburtstage, Firmenevents oder einfach ein gutes Abendessen: Das Sommerhaus bietet Platz – oft mehr, als man denkt. «Die Grösse des Hauses wird unterschätzt», so Daniel Krohn. RAUM FÜR ALLE UND VIELES Kulinarisch bleibt man im Sommerhaus dem gewohnten Standard treu, möchte aber noch breiter werden. Ein preiswertes Mittagsmenü ist in Planung, ebenso wie saisonale Themenabende und Angebote für unterschiedliche Budgets. Die Küche orientiert sich an Frische, Regionalität und ehrlicher Kochkunst – keine Show, kein Firlefanz, sondern echte Aromen, klar auf den Punkt gebracht. Dafür sorgt Daniel Krohn mit seiner ruhigen Art und seiner Erfahrung: Der 40-jährige Hamburger war in Deutschland für sechs Küchen einer Hotelkette verantwortlich, bevor es ihn der Liebe wegen in die Schweiz verschlug. Während sechs Jahren arbeitete er als Küchenchef des Restaurants beim Limpacher Golfplatz. Heute nennen er und seine Partnerin Alexandra von Arx das Sommerhaus ihr Zuhause. Und das merkt man. «Wenn du als Gastronom geboren bist, dann machen dir die Arbeitszeiten, der Stress und die körperliche Anstrengung nichts aus», sagt Daniel Krohn. Und auch wenn der Fachkräftemangel spürbar sei, sorge ein durchdachter Einsatzplan für ein gutes Arbeitsklima. Zwei Ruhetage – Montag und Dienstag – würden den Job im Sommerhaus attraktiv machen. «Da haben schliesslich alle Geschäfte offen», schmunzelt er. EIN HAUS FÜR BURGDORF Was das Sommerhaus unter seiner neuen Führung besonders auszeichnet, ist der integrative Gedanke. «Wir möchten, dass alle Burgdorferinnen und Burgdorfer das Sommerhaus als ihr Haus empfinden», sagt Alexandra von Arx. Niemand soll bevorzugt werden und jeder sich willkommen fühlen: jung wie alt, Stammgäste ebenso wie Neugierige auf der Durchreise. Dieser Geist zeigt sich in vielen kleinen Dingen – im freundlichen Lächeln beim Empfang, im offenen Ohr für Feedback, in der Art, wie man miteinander umgeht. Das Sommerhaus will mehr sein als ein Restaurant. Es will ein Treffpunkt sein, ein Ort für Begegnung, für gute Gespräche, für Momente, die in Erinnerung bleiben.

Bei der Deutung von Familiennamen unterscheidet man folgende Typen: 1. Rufnamen: Benennung nach Vater-, seltener Mutternamen, z.B. Friedrich, Annen 2. Herkunftsnamen: Zugezogene nach ihrer Herkunft, z. B. von Siebenthal, Basler 3. Wohnstättennamen: Einheimische nach ihrem Wohnort, z. B. Imhof, Wegmann 4. Berufsnamen: nach Tätigkeit, Amt, gesellschaftlicher Stellung, z. B. Bauer, Müller, Vogt 5. (Berufs-)Übernamen: nach körperlicher, charakterlicher, biographischer Eigenheit oder beruflicher Tätigkeit, z. B. Schön, Hässig oder Hammer. Man kann Familiennamen in der Regel deuten und sie dem zugrunde liegenden Ruf- oder Ortsnamen (Typen 1 bis 3) oder Gattungswort (Typen 4 und 5) zuordnen. Verliehen worden ist der Name dem ersten Träger aufgrund eines besonderen Merkmals. Klötzli Nicht abschliessend zu deuten. Einst selten auch Klötz geschrieben, könnte Klötzli, gesprochen Chlötzli, mit Chlotz m. «Klumpen» und somit als Übername für einen schwerfälligen Menschen gesehen werden. Eine andere Möglichkeit geht von der allerdings eher alpinen Wortfamilie um glotze(n) «scharf sehen, stieren; lauern, warten» aus; der damit gebildete Familienname Glötzli ist historisch aber im Seeland zuhause. Bei dieser Herleitung wäre – vermutlich im 18. Jahrhundert und zuerst in einer Emmentaler Küherfamilie mit Verbindungen zum Seeland – der Name Glötzli zu „unverfänglicherem“ Klötzli geworden. Langlois Die Burgdorfer Langlois waren schon seit 1822 Bürger von Elsau ZH, ursprünglich stammten sie aber aus Frankreich. Und als französischen Familiennamen haben wir Langlois, gesprochen Langlé, denn auch zu deuten. Langlois ist die ältere Form von Langlais, zu l’Anglais «der Engländer»; Langlois nimmt also Bezug auf England, entweder «der aus England» meinend oder vielleicht für einen stehend, der mit England Handel trieb oder die englische Sprache beherrschte. Vergleichen lassen sich französische Familiennamen wie Lallemand (Deutschland), Ledanois (Dänemark), Litalien (Italien) und – Lesuisse! Schmid Schmied stand ursprünglich für jeden Handwerker, sein Material war anfänglich Holz, nach dem Aufkommen von Metall das Eisen. Mittelhochdeutsch smit m. bedeutet «wer Metall bearbeitet, (Grob-)Schmied, insbes. Hufschmied». Als hoch angesehener Beruf mit Spezialisierungen ab dem Hochmittelalter (etwa Gold-, Waffenschmied) und Unterberufsgruppen wurde der Berufsname (Typus 4) in der Schreibweise ‹Schmid› der dritthäufigste Familienname in der Schweiz. Auch gesamteuropäisch ist der Berufsname etwa mit Smith (England), Lefebvre (Frankreich), Ferrero, Ferrari (Italien) und Kowalski (Polen) häufig. Gasser Gasser ist ein Wohnstättenname für einen, der an einer Gasse, sd. Gass f., wohnhaft war, also an einem Verkehrsweg zwischen den Häusern einer Siedlung oder an einem Hohlweg oder einem Durchgang. Die Bildung auf -er ([Hans] Gasser) tritt in der Regel an Stelle der präpositionalen, historisch älteren Fügung: [Hans] in der Gassen. Auch ein Weiler oder Hof kann Gass oder Gassen heissen. Möglicherweise geht Gasser als Wohnstätten- oder Herkunftsname von einem solchen Ort aus, mit der Bedeutung «wer an einem Gass(en) genannten Ort wohnt» oder «wer von Gass(en) herstammt». Oder meint Gasser dann einfach «Dorf-, Hofbewohner»? Abkürzungen: sd. = schweizerdeutsch / germ. = germanisch / mhd. = mittelhochdeutsch / ahd. = althochdeutsch / frühnhd. = frühneuhochdeutsch / lat. = lateinisch / Bed. = Bedeutung / m.-f.-n. = maskulin - feminin - neutral / * = erschlossene, so nicht belegte Form Serie: Burgerliche Namen MIT EINER FORTLAUFENDEN SERIE ERLÄUTERN WIR DIE BEDEUTUNG DER NAMEN VON BURGERN IN DER CHRONOLOGISCHEN REIHENFOLGE IHRER AUFNAHME IN DIE BURGERGEMEINDE. IN DIESER AUSGABE WERDEN DIE NAMEN KLÖTZLI (1861), SCHMID (1864), LANGLOIS (1865) UND GASSER (1865) GEDEUTET.

Informationen HERAUSGEBER Burgergemeinde Burgdorf Kirchbühl 25, 3400 Burgdorf Tel. 034 422 31 19 info@bgburgdorf.ch www.burgergemeinde-burgdorf.ch KONZEPT DESIGN TEXT YOUHEY Communication, Burgdorf DEUTUNG FAMILIENNAMEN Dr. Andreas Burri BILDER Adrian Gebhard, Benjamin Polli, zvg DRUCK Haller+Jenzer AG, Burgdorf AUFLAGE 11’000 Ex. Das Burger Journal erscheint zweimal jährlich KULTUR UND SPORT NACHHALTIG STÄRKEN Burgdorf ist mehr als Altstadt, Zähringer-Geschichte und Emmentaler Charme. Burgdorf ist auch Bühne, Trainingsplatz und Sprungbrett. Hinter vielen kulturellen Erfolgen und sportlichen Höchstleistungen steht ein starker Partner: die Burgergemeinde Burgdorf. Mit zwei aussergewöhnlichen Preisen, dem Kulturförderpreis und dem Sportförderpreis, setzt sie Zeichen für nachhaltige Förderung und Wertschätzung. Und das bereits seit vielen Jahren. Bühne frei für kreative Kräfte Alle zwei Jahre vergibt die Burgergemeinde ihren Kulturförderpreis, dotiert mit 20’000 Franken. Honoriert werden Talent, Innovation, Engagement und ausserordentiche Leistungen. Junge Kulturschaffende aus der Region Burgdorf können sich bis zur Vollendung ihres 30. Lebensjahres bewerben. Ziel ist es, nicht nur zu fördern, sondern auch zu ermöglichen – neue Projekte, mutige Ideen, ungewöhnliche Formate. Die Jury setzt dabei nicht auf Bekanntheit, sondern auf Qualität, Originalität und Wirkung für die Stadt und Region. Starthilfe für Spitzenleistungen Der Sportförderpreis wird ebenfalls alle zwei Jahre verliehen und ist mit 10’000 Franken dotiert. Auch er folgt einem klaren Ziel: Talente fördern, Entwicklung ermöglichen, Vereinsarbeit stärken. Ausgezeichnet werden besonders engagierte Burgdorfer Sportvereine im Nachwuchsbereich oder junge Einzelsportlerinnen, Sportler und Teams mit Entwicklungspotenzial. Der Preis ist dabei bewusst teilbar – denn oft lohnt es sich, mehrere engagierte Projekte zu fördern. Öffentliche Ausschreibung Die Ausschreibung für den nächsten Preiszyklus läuft jeweils öffentlich. Wer ein förderungswürdiges Projekt realisieren oder eine ausserordentliche sportliche Leistung nachweisen kann, ist herzlich eingeladen, sich zu bewerben. Kennst du ein spannendes Kulturprojekt? Trainierst du in einem Verein mit visionärer Nachwuchsarbeit? Oder hast du selbst eine Idee, wie man Burgdorf kulturell oder sportlich bereichern könnte? Dann lohnt sich ein Blick auf die Website der Burgergemeinde. Anmeldeschluss für den Kulturförderpreis ist der 15. Juni, derjenige für den Sportförderpreis der 31. Oktober 2025. Die Türen stehen offen – für Mutige, für Kreative, für Talente. Für dich?

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