Bei der Deutung von Familiennamen unterscheidet man folgende Typen: 1. Rufnamen: Benennung nach Vater-, seltener Mutternamen, z.B. Friedrich, Annen 2. Herkunftsnamen: Zugezogene nach ihrer Herkunft, z. B. von Siebenthal, Basler 3. Wohnstättennamen: Einheimische nach ihrem Wohnort, z. B. Imhof, Wegmann 4. Berufsnamen: nach Tätigkeit, Amt, gesellschaftlicher Stellung, z. B. Bauer, Müller, Vogt 5. (Berufs-)Übernamen: nach körperlicher, charakterlicher, biographischer Eigenheit oder beruflicher Tätigkeit, z. B. Schön, Hässig oder Hammer. Man kann Familiennamen in der Regel deuten und sie dem zugrunde liegenden Ruf- oder Ortsnamen (Typen 1 bis 3) oder Gattungswort (Typen 4 und 5) zuordnen. Verliehen worden ist der Name dem ersten Träger aufgrund eines besonderen Merkmals. Klötzli Nicht abschliessend zu deuten. Einst selten auch Klötz geschrieben, könnte Klötzli, gesprochen Chlötzli, mit Chlotz m. «Klumpen» und somit als Übername für einen schwerfälligen Menschen gesehen werden. Eine andere Möglichkeit geht von der allerdings eher alpinen Wortfamilie um glotze(n) «scharf sehen, stieren; lauern, warten» aus; der damit gebildete Familienname Glötzli ist historisch aber im Seeland zuhause. Bei dieser Herleitung wäre – vermutlich im 18. Jahrhundert und zuerst in einer Emmentaler Küherfamilie mit Verbindungen zum Seeland – der Name Glötzli zu „unverfänglicherem“ Klötzli geworden. Langlois Die Burgdorfer Langlois waren schon seit 1822 Bürger von Elsau ZH, ursprünglich stammten sie aber aus Frankreich. Und als französischen Familiennamen haben wir Langlois, gesprochen Langlé, denn auch zu deuten. Langlois ist die ältere Form von Langlais, zu l’Anglais «der Engländer»; Langlois nimmt also Bezug auf England, entweder «der aus England» meinend oder vielleicht für einen stehend, der mit England Handel trieb oder die englische Sprache beherrschte. Vergleichen lassen sich französische Familiennamen wie Lallemand (Deutschland), Ledanois (Dänemark), Litalien (Italien) und – Lesuisse! Schmid Schmied stand ursprünglich für jeden Handwerker, sein Material war anfänglich Holz, nach dem Aufkommen von Metall das Eisen. Mittelhochdeutsch smit m. bedeutet «wer Metall bearbeitet, (Grob-)Schmied, insbes. Hufschmied». Als hoch angesehener Beruf mit Spezialisierungen ab dem Hochmittelalter (etwa Gold-, Waffenschmied) und Unterberufsgruppen wurde der Berufsname (Typus 4) in der Schreibweise ‹Schmid› der dritthäufigste Familienname in der Schweiz. Auch gesamteuropäisch ist der Berufsname etwa mit Smith (England), Lefebvre (Frankreich), Ferrero, Ferrari (Italien) und Kowalski (Polen) häufig. Gasser Gasser ist ein Wohnstättenname für einen, der an einer Gasse, sd. Gass f., wohnhaft war, also an einem Verkehrsweg zwischen den Häusern einer Siedlung oder an einem Hohlweg oder einem Durchgang. Die Bildung auf -er ([Hans] Gasser) tritt in der Regel an Stelle der präpositionalen, historisch älteren Fügung: [Hans] in der Gassen. Auch ein Weiler oder Hof kann Gass oder Gassen heissen. Möglicherweise geht Gasser als Wohnstätten- oder Herkunftsname von einem solchen Ort aus, mit der Bedeutung «wer an einem Gass(en) genannten Ort wohnt» oder «wer von Gass(en) herstammt». Oder meint Gasser dann einfach «Dorf-, Hofbewohner»? Abkürzungen: sd. = schweizerdeutsch / germ. = germanisch / mhd. = mittelhochdeutsch / ahd. = althochdeutsch / frühnhd. = frühneuhochdeutsch / lat. = lateinisch / Bed. = Bedeutung / m.-f.-n. = maskulin - feminin - neutral / * = erschlossene, so nicht belegte Form Serie: Burgerliche Namen MIT EINER FORTLAUFENDEN SERIE ERLÄUTERN WIR DIE BEDEUTUNG DER NAMEN VON BURGERN IN DER CHRONOLOGISCHEN REIHENFOLGE IHRER AUFNAHME IN DIE BURGERGEMEINDE. IN DIESER AUSGABE WERDEN DIE NAMEN KLÖTZLI (1861), SCHMID (1864), LANGLOIS (1865) UND GASSER (1865) GEDEUTET.
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