Burger Journal 03 - April 2020

zeigt den Besuch der Filmikone Charlie Chaplin, der 1954 die Dreharbeiten zum Film «Ueli der Knecht» des Regisseurs Franz Schnyder besuchte und danach im Burgdorfer Stadthaus speiste. Walther Stauffer war zur Stelle und fotografierte den Weltstar in den Altstadtgassen. Die Altstadt erlebte übrigens etwa 125 Jahre früher eine einschneidende Veränderung: Die «Stalden- Correktion» mit der damals viel bewunderten Brücke verband die obere Stadt mit der unteren. DIE STALDEN-CORREKTION Vor der Erstellung der Staldenbrücke und der darunter verlaufenden Bogenschleife bestand die Verbindung zwischen Unterstadt und Oberstadt aus dem sehr steilen, mit Spitzkehren ausgestatteten «Spitalrain». Dieser war besonders im Winter kaum befahrbar, was für die Entwicklung Burgdorfs als regionales Handelszentrum mit Anschluss an die wichtigsten Strassenverbindungen hinderlich war. Für Fussgänger gab es die gedeckte «Spittelsteige», die dann durch die fast an der gleichen Stelle gebau­ te «lange Treppe» ersetzt wurde. Bevor die Stalden-Correktion endlich realisiert wer­ den konnte, gab es ein jahrelanges Hin und Her mit den zuständigen Behörden und Experten. Auch der Bau selbst brachte viele Herausforderungen mit sich. Bei den Abgrabungen drohte nämlich der Hang vom Pfarrhaus bis zum Stadthaus hinunter ins Rutschen zu geraten. Das Terrain senkte sich ge­ fährlich, und man befürchtete grosse Unkosten für die Stadt, bis es endlich Architekt Roller gelang, die Bewegung aufzuhalten und die Umgebung der Korrektion zu befestigen. Wie der Bau letztendlich realisiert wurde, zeigt der Plan des verantwortlichen Ingenieurs Gatschet. Die Stalden-Correktion war nicht das einzige bedeu­ tende Bauwerk, das Ende der 1820er Jahre entstand. Aus Anlass der 300-jährigen Reformationsfeier wurde 1828 der Bau eines neuen Bürgerspitals (späteres Burgerheim), die Erweiterung des Knabenwaisenhau­ ses (heutige Musikschule), die Stiftung eines Mäd­ chenwaisenhauses (heutige Bildungsdirektion gegen­ über der Musikschule), eine verbesserte Armen- und Schulordnung und die Stiftung einer Krankenanstalt auch für nicht burgerliche Kreise beschlossen. Die Neubauten wurden in kurzer Zeit realisiert, was den «edlen Geist» und Sinn für das Gemeinwesen beweist, der in diesen Jahren in Burgdorf herrschte. Plan der Stalden-Correktion nach Ingenieur Gatschet, 1829/30 (Burgerarchiv).

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