Burger Journal 06 - Oktober 2021

Spuren des Felssturzes vom August 2021. Dabei sind rund 300m 3 Fels abgestürzt. bereits während der Jungsteinzeit, also zwischen 6’000 und 2’000 v. Chr., genutzt. Die bekannten Grab­ hügel ihrerseits scheinen zu bekunden, dass die Flüe auch während der so genannten Hallstattzeit, ab etwa 800 v. Chr., temporär besiedelt waren. Erst viele Jahrhunderte später begann sich die Be­ siedelung auf das linke Emmeufer zu konzentrieren. Die ersten Bauten auf dem Weg zur Stadtgründung entstanden denn auch am und um den Schlossfelsen. Die Flüe hingegen blieben in jener Zeit weitgehend unberührt. IMMER WIEDER FELSABBRÜCHE Die Gisnauflüe haben im Lauf der Jahrhunderte schon zahlreiche mehr oder weniger grosse Felsstürze er­ lebt. Dabei kamen glücklicherweise nur selten Men­ schen zu Schaden. Der Trampelpfad am Fuss der Flüe ist wegen der latenten Steinschlaggefahr schon seit langem dauer­ haft und strikt gesperrt. Denn Felsabbrüche wie das letzte Ereignis vom August 2021 sind nur sehr schwer vorauszusagen und von zahlreichen Faktoren abhängig. Ausschlaggebend sind die natürliche Geo­ metrie der Felsoberfläche mit ihren Klüften und Ris­ sen, die Witterungseinflüsse sowie die künstlichen Eingriffe beim Abbau, welche die Stabilität der Felsen beeinflussen. Dem erwähnten Felssturz an der 1. Flue vor wenigen Wochen gingen besonders niederschlagsreiche Mo­ nate voraus. Das Wasser durchnässte den Sandstein und machte ihn schwer. Dies führte zu einem Versa­ gen im Fussbereich einer Kaverne. «Kaskadenartig hat der Einbruch des Fusses die Ablösung von Sand­ steinscheiben entlang von darüber liegenden beste­ henden Kluftflächen nach sich gezogen», erläutert Valentin Raemy, Projektleiter der Geotest AG, welche im Auftrag der Stadt Burgdorf die Gisnauflüe über­ wacht. «Wir hatten vorgängig genau diesen Fussbe­ reich als heikel eingestuft und mit einfachen Distanz­ messungen regelmässig kontrolliert», ergänzt er. Dass es mit 300m 3 zu einer recht markanten Ablö­ sung von Sandsteinpaketen kam, war mit den stan­ dardmässig installierten Messungen nicht absehbar. Auf der Naturgefahrenkarte der Stadt Burgdorf gilt das Gebiet am Fusse der Flüe als «rotes Gefahren­ gebiet», was einer erheblichen Gefährdung ent­ spricht. Die grösste Gefahr ist durch die Sperrung des Fusswegs direkt unterhalb der Flüe weitgehend ge­ bannt. Zudem sorgen die Bewaldung und die einkal­ kulierten Auffangräume dafür, dass keine Infrastruk­ turen gefährdet sind. «Bisher waren noch nie weitere Massnahmen notwendig», bestätigt auch Hans-Jörg Riesen, der als Leiter Tiefbau bei der Baudirektion für das Thema zuständig ist. Wichtig sei halt einfach, dass man sich an die signalisierten Sperrungen halte. «Zudem lassen wir den Fels regelmässig von Spezia­ listen reinigen. Dabei wird loses oder leicht ablösba­ res Material vorbeugend entfernt», ergänzt er. DIE 1. FLUE HATTE EINST EINE BEDROHLICH ÜBERHÄNGENDE NASE Die in früheren Jahrhunderten wichtige Handels­ strasse, die Bern mit dem Aargau verband, querte die Emme unterhalb der 1. Flue und führte dem Felsen entlang, vorbei am Siechenhaus weiter Richtung Os­ ten. Just an dieser neuralgischen Stelle ragte im obe­ ren Teil der 1. Flue eine mächtige Formation weit über die Strasse hinweg. Das beschäftigte die Burgdorfer schon Mitte des 17. Jahrhunderts, als sich in der Fels­

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