Burger Journal 09 - April 2023

Schloss 100m 50m Burganlage Schmiedentor Schaltor Kirchbühltor «Burgus» zur Burg gehörende Ministerialen-Siedlung Gründungsstadt um 1200 Gewerbesiedlung Holzbrunnen 1 2 3 3 Sagitor 4 4 2 1 Abbildung Stadtgründung um 1200 Nach Armand Baeriswyl in Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter nannte präurbane Siedlung. Diese kleine Gewerbesiedlung am Mühlebach wird in späteren Dokumenten als «Holzbruonne juxta Buretorf», also als «Holzbrunnen neben Burgdorf» erwähnt. Ihre Lage entlang dem Bach und archäologische Befunde lassen darauf schliessen, dass hier die Wasserkraft genutzt wurde und im Auftrag der Burgherren Handwerk und Gewerbe, nicht zuletzt für den Unterhalt und Ausbau der eigenen Infrastruktur, betrieben wurde. Zudem gab es wohl etwas abseits noch weitere von der Burg abhängige, wassergetriebene Einrichtungen, unter anderem eine Mühle, eine Säge, eine Walke und eine Stampfe. Von grosser Bedeutung war vermutlich die nordöstlich unter der Burg gelegene Mühle, welche vom Burgus aus durch einen steilen Weg und durch das «Sagitor» direkt verbunden war. Als die Zähringer 1127 das Rektorat von Burgund erhielten und damit das Amt des königlichen Stellvertreters für weite Teile des Mittellandes bekleideten, erlangte die Burg in Burgdorf augenblicklich eine grössere, strategische Bedeutung. Kann sein, dass dies für den damals amtierenden Herzog Konrad I. von Zähringen Anlass war, die erwähnte Gewerbesiedlung bauen und betreiben zu lassen. Dass er damals schon an die Gründung einer Stadt dachte, ist naheliegend. Immerhin hatte er zusammen mit seinem Bruder Berthold II. bereits einige Jahre zuvor die Stadt Freiburg im Breisgau als Hauptsitz der Zähringer gegründet, und auch Rheinfelden war im Begriff das Stadtrecht zu erhalten. Aus dieser Zeit stammen denn auch die ersten in Dokumenten festgeschriebenen Stadtrechte, die als Vorlage auch unserer Handfeste dienten und inhaltlich in weiten Teilen übernommen wurden. DIE STADTGRÜNDUNG Zur Festigung ihrer Herrschaft als Rektoren über das ehemalige Königreich Hochburgund begannen die Herzöge von Zähringen im späten 12. Jahrhundert mit einem intensiven Burgen- und Städtebauprogramm. Nicht zuletzt als Reaktion auf Aufstände des ansässigen Landadels und als Zeichen ihrer Präsenz gründeten sie die Städte Bern, Thun und auch Burgdorf. Wie wichtig beispielsweise die Niederschlagung des Landadels von 1191 in Grindelwald war, bezeugt eine triumphale Inschrift, welche Berchtold V. am Eingang zur ministerialen Burgsiedlung einmeisseln liess und seinen Sieg über die einheimischen Freiherren verkündete: «Berchtoldus

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