Burger Journal 09 - April 2023

dux zeringie, qui vicit burgundiones, fecit hanc portam», Berchtold, Herzog von Zähringen, der die Burgunder besiegte, baute dieses Tor. Um 1200 baute Herzog Berchtold V. nicht nur die Burg massiv aus, sondern gründete 200 Meter westlich davon eine planmässig angelegte, rund 2,5 Hektaren umfassende Stadt. Sie entsprach in etwa dem westlichen Bereich der heutigen Oberstadt mit dem Kirchbühl und der Schmiedengasse als parallel verlaufenden Gassenzügen. Die Stadt übernahm von der bisherigen Siedlung wohl den Namen und das Marktrecht, weshalb das Plateau vor der Burg fortan «Alter Markt» genannt wurde. ERSTE ETAPPE: OBERSTADT WEST Die neue Stadt war durch eine einfache Mauer geschützt, der auf der West- und Ostseite je ein Graben vorgelagert war. Drei nicht weiter befestigte Tore gewährten Einlass. In der nordwestlichen Ecke hinter der ebenfalls in dieser Zeit erbauten ersten Stadtkirche stand ein festes Haus, das von Ministerialen bewohnt und später zum Adelssitz der Herren von Buchsee wurde. Abgesehen von diesem Bau am höchsten Punkt der Gründungsstadt gab es wohl kaum eine Befestigung dieser ersten Stadtmauer. Gemäss den archäologischen Befunden waren die Parzellen recht grosszügig bemessen. Die Bebauung kann man sich gehöftartig vorstellen. Es gab Gebäude in Steinbauweise, mit Unterkellerung und Treppenabgängen zur Gasse hin, was auf gewerbliche Nutzung, Krämer und Handelstätigkeit schliessen lässt. Alles in allem sprechen die archäologischen Spuren der ursprünglichen Bebauung für durchaus wohlhabende Stadtbewohner, vermutlich reiche Kaufleute, Handwerker und die zahlreichen adeligen zähringischen Dienstleute, die ihren Wohnsitz vom Land in die Stadt verlegten. Diese Ministerialen waren es vermutlich auch, welche diese erste städtebauliche Phase Burgdorfs für den Zähringer Herzog durchführten und koordinierten. Die Gewerbesiedlung Holzbrunnen am Mühlebach blieb indes weiterhin ausserhalb der Stadtmauern, wurde aber im Zuge der Stadtgründung mit einer eigenen kleinen Kirche, um die herum auch bestattet wurde, ergänzt. Dies zeigt bereits an, dass die Zähringer den Ausbau der wirtschaftlichen Kapazitäten durch Handwerk und Gewerbe im Sinn hatten. Offensichtlich war die «externe» Siedlung als Produktionsstandort für die Burg schon so wichtig geworden, dass die Bewohner eine eigene Saalkirche erhielten. INNERHALB ODER AUSSERHALB Wer innerhalb der Stadtmauern lebte und städtischen Grund besass, war Bürger von Burgdorf mit den entsprechenden Privilegien und Pflichten. Etwa die Hälfte der Stadtbewohner waren jedoch sogenannte Aufenthalter wie Dienstboten, Gesellen und Gesinde sowie Hintersässen ohne volle Bürgerrechte. Wer ausserVisualisierung der Burganlage, wie sie Berchtold V. um 1200 ausbauen liess. Augenfällig ist die Verwendung des zu dieser Zeit in der Gegend noch weitgehend unbekannten Backsteins als Baumaterial. © Joe Rohrer, bildebene.ch

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